Bericht von Günter Goworek
Ein Hoch auf die anspruchsvolle Orientierungsfahrt
Am 25.10.2014 fand sich ein recht umfangreiches und auch leistungsstarkes Starterfeld zur 23. Ori – Oberberg um den Mario-Reichler-Gedächtnispokal in Wipperfürth-Wasserfuhr ein. Was insbesondere den B+C-Teilnehmen seitens der Fahrtleitung geboten wurde, verdient das Prädikat anspruchsvoll. Dazu kam feucht-nebeliges Herbst-Wetter und natürlich die Dunkelheit, was die Umsetzung der Aufgabenstellung nochmals erschwerte. Dank dieser Rahmenbedingungen war auch die Zeitvorgabe ein Bestandteil, der bei manch einem Teilnehmer mehr Aufmerksamkeit verdient hätte (mehrere Teilnehmer mussten abbrechen).
Der Fahrtleiter hat sich bei der Siegerehrung dafür entschuldigt, dass er es den Teilnehmern zu schwer gemacht hätte, immerhin würde der Gesamtsieger mit 10 Fehlkontrollen nach Hause fahren. Dieser Meinung kann ich mich nicht anschließen. Denkt man 20 – 30 Jahre zurück, dann waren Orientierungsfahrten noch so konstruiert, dass sie durchaus Motorsport waren, d. h. fahrerisch anspruchsvoll (Nebel, Dunkelheit, kleine kurvenreiche Strecken, viele unbefestigte Wege, Zeitwertung), was heutzutage nur noch in Ausnahmefällen überhaupt vorkommt. Auch die Arbeit des Beifahrers ist durch den Einsatz von Navis deutlich einfacher geworden. Schwerer haben es die heutigen Beifahrer vorrangig aufgrund des fortgeschrittenen Alters mit dem Nachlassen der Sehkraft, so dass manch eine Feinheit wie bei der Fahrt der RGO ganz schlicht und einfach gar nicht gesehen wurde, trotz intensiven Einsatzes von Doppelt- und Dreifach-Lupen. Dass der Fahrtleiter die Trickkiste ausgepackt hat, ist doch herrlich, da es einen entscheidenden Vorteil für die Teilnehmer bringt:
Man kann sich auch mal einen Fehler erlauben
Nach dem Motto, lieber mit 10 Fehlern Zweiter als mit 2 Fehlern Zehnter, bieten anspruchsvolle Fahrten die Möglichkeit, Fehler wieder wettzumachen, da aufgrund der Vielzahl der Fehlermöglichkeiten jeder Teilnehmer zwangsläufig irgendwo Fehler macht; wer dann am wenigsten macht, ist dann tatsächlich an diesem Tage der Beste gewesen. Zudem wird durch die o.g. Rahmenbedingungen verhindert, dass manche Teilnehmer dank unendlichem Überlegen eine komplexe Aufgabe gelöst bekommen, die sie halt unter Zeitdruck nicht gelöst bekommen. Motorsport, und damit Orientierungssport, hat auch etwas mit Zeitbegrenzung zu tun. Bei den früheren Ori200 konnte man sich diesen Luxus gar nicht erlauben, da wurde halt nach dem Motto Sekt oder Selters gefahren – und das war auch gut so. Dass man nur durch Fehler lernen kann, sollte jedem Teilnehmer klar sein und wenn dann der Gesamtsieger mit 100 Punkten und man selbst mit 200 Punkten nach Hause fährt, hat man sich (relativ) besser geschlagen, als wenn der Gesamtsieger fehlerfrei bleibt und man selbst nur 20 Punkte hat. Zudem gab es auch bei der WOM schon Veranstaltungen, bei denen man mit 30 Fehlkontrollen um den Gesamtsieg fuhr – warum auch nicht, denn dann spielt der einzelne Fehler gar keine Rolle mehr.
Nun zu den eigenen Fehlern:
Aufg. 2, Fischgräte, den ausgeschnittenen Pfeil 37 nicht erkannt, somit eine Kontrolle zu wenig
Aufg. 4, nachgezeichnete Linie auf der L302 nicht gesehen (s.o. die Augen), eine Kontrolle
Aufg. 5, 2. Barrikade, wieder Pfeil 37 nicht berücksichtigt, zwei Kontrollen
Aufg. 9/10, nicht erkannt, dass Straße und Parkplatz ein großer weißer Fleck waren, kam mir eh zu einfach vor, hätte vielleicht doch mal 5 Minuten überlegen sollen, eine Kontrolle zu wenig
Aufg. 13, sollte wohl ein Kartenfehler sein, hab zwar den Stempler doppelt genommen, aber da ich die Strecke in umgekehrter Richtung gefahren bin, fehlte abermals eine Kontrolle
Aufg. 20, Verfüllanlage, OK 68 erst gar nicht gesehen, aber da ich eh gegen das Sperrschild gefahren bin, wäre es so oder so eine Fehlkontrolle gewesen
Aufg. 27, kleinen Haken nicht gesehen, eine Fehlkontrolle
Aufg. 28, Kartenfehler in Lienkamp nicht erkannt, aber hat eh keiner gefunden, eine Fehlkontrolle
Aufg. 28, erst im Ziellokal erkannt, dass die doppelte 90 der zweitkürzeste Weg zum 8. Aufgabenteil war, die letzte Fehlkontrolle
Alle Fehler durchaus vermeidbar und lösbar, so dass eine Entschuldigung des Fahrtleiters nicht erforderlich war – im Gegenteil: ein Hoch auf diese anspruchsvolle Ori.
Trotzdem noch ein Kritikpunkt: Der Versuch des Fahrtleiters, Fehler möglichst nur mit einer Kontrolle zu bestrafen, hat zumindest bei den meisten von mir gewählten Fehlern funktioniert, leider bei anderen Teilnehmern nicht so. Von daher muss man den Versuch auch anderer Fahrtleiter, die Fehler alle nur einfach zu bewerten, in Frage stellen. Zum einen nimmt man sich damit die Möglichkeit, Fehler unterschiedlich zu bewerten; eine komplexe Lösung darf durchaus höher bestraft werden als eine einfache Überlappung. Zum anderen fallen übersehene oder entfernte Kontrollen nicht so sehr ins Gewicht. Darüber hinaus hat man bei einen höheren Bewertung des einzelnen Fehlers auch nicht das Problem, dass der nicht erwartete Fehler dann doch mal drei Mal so hoch bestraft wird wie der erwartete Fehler (30:10 ist halt ungünstiger als 40:20, wenn der einzelne Fehler mehr Punkte bringt). Daher sollten die Fahrtleiter durchaus den Mut haben, Fehler auch mit mehreren Kontrollen zu bewerten.
Der Beitrag wurde am Donnerstag, den 30. Oktober 2014 um 15:03 Uhr veröffentlicht und wurde unter Ori abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. Du kannst einen Kommentar schreiben, oder einen Trackback auf deiner Seite einrichten. 3 Reaktionen zu “23. Ori – Oberberg um den Mario-Reichler-Gedächtnispokal”
Grundsätzlich spricht Gowo mir aus der Seele. Auch wir lieben im Prinzig die schwierigen Fahrten- aus genau den dargestellten Gründen. Ich habe auch kein Problem damit, auf meinem Konto 200 Strafpunkte zu sammeln.
Nun fahren wir persönlich ja noch nicht wirklich lange Ori, verglichen mit dem Fahrleiter dieser Tour und dem Sieger. Vielleicht hatte ich einfach ein Problem damit, zum ersten Mal wirklich abbrechen zu müssen. Obwohl wir damit nicht alleine waren.
Ich will auch auf keinen Fall eine einfache Fahrt!! Aber der Grat auf dem der Fahrtleiter zu balancieren hat, ist schon mal sehr schmal. Genau den richtigen Anspruch zu treffen, mehr als schwierig. Rainer war für mich aber immer einer der Fahrtleiter, die das allerbestens im Griff haben. Das Argument „früher war das immer so“ zieht für mich nicht, ganz einfach wegen dem Wörtchen „früher“. Heute legt man halt den aktuellen Maßstab an. Und wenn man das damals alles so toll fand, warum war dann irgendwann keiner mehr bereit bei Hape Großjohann zu fahren? Er hat seinen Standard vor Jahren auch auf die Oldtimer-Rallyes übernommen- und wir fahren gerne dort. Haben da allerdings immer eins genug: Zeit! Dann macht das Kniffel wirklich Spaß und Fehler gibt es trotzdem reichlich.
Fazit: natürlich freuen wir uns schon jetzt auf die nächste Fahrt bei der RGO.
Ein toller Bericht von Peter Maresch/Günter Goworek – Kompliment!
Endlich mal ein Team, dass sich nicht über die Aufgabenstellung beschwert, sondern „annimmt“, was Rainer Witte aufgetragen hat und einsichtig bekennt, dass man eben nicht alles erkannt hat, was der Fahrtleiter sich so hat einfallen lassen!
Wenn nur alle Teilnehmer an den Veranstaltungen so denken würden,
hätte wir noch mehr Spaß und Freude an unserem gemeinsamen Hobby.
Beste Grüße
Heribert Buchmann
Hallo zusammen,
ich kann Günter nur zustimmen : Alle Fehler durchaus vermeidbar.
Wie eigentlich immer, aber dafür sind sie ja da. Man mus sie nur an der richtigen Stelle machen ( siehe oben ).
Es wird wohl nie passieren, das eine Fahrt so aufgebaut werden kann,das man alle erdenklichen Fehlerquellen berücksichtigen kann, aber es ist viel Wert, wenn die gewollten Fehler nicht mit Folgefehlern aufgewertet werden.
Auf ein neues bei der nächsten Fahrt.
Michael Thomas ( der die Fehler an der falschen Stelle macht :-))