Chronik eines langen Herbst-Samstages zur 2.Saar-Nahe-Ori am 28.11.2015 von Günter Goworek
Den Besuch der ADAC-Ehrungen in Köln am Freitagabend hatte ich bereits nach dem Dessert verlassen, so dass ich gegen halb Eins zu Hause war. Auch meine dort geehrte Gattin hatte dafür Verständnis, schließlich war der Wecker auf 6 Uhr gestellt. Da zudem noch theoretische Chancen auf den Gesamtsieg der West-OM bestanden, wollte ich ja diese nicht durch Übermüdung zunichtemachen. Um kurz vor 7 stand mein Fahrer vor der Tür, so dass wir uns auf den Weg Richtung Huns-rück machen konnten. Im Hinblick auf das für die Nacht vorhergesagte Wetter ent-schieden wir uns für die Route am Rhein entlang über die A61 und die A48, auf der die Scheibenwischer einiges zu tun hatten, die Schneeschauer in den Höhen-lagen sich in Grenzen hielten und auch eine angekündigte festgefahrene Schnee-decke auf der A1 südlich der Mosel sich als nicht (mehr) existent entpuppte. So erreichten wir nach 2 Stunden Fahrzeit das Startlokal. Da der Fahrerbrief bereits vorab bekannt war (StVO es sei denn besonders gekennzeichnete gesperrte We-ge, auch einlinige Wege, Einbahnstraße, Kreuzungsverbot, Verbot amerikanisches Abbiegen, Pfeile nur einmal in voller Länge, Punkte nach Punkten auf kürzestem Weg, sonst auf dem zweitkürzesten Weg), war dort nicht viel zu tun, außer viel-leicht die 5 Übersichtskarten zu sortieren. In einem ergänzenden Blatt wurden die Fahrtaufträge scheinbar nochmals wiederholt (?!?).
Nach der Fahrerbesprechung ging es für uns um 10:35 auf die erste Etappe (3 Bordkarten) mit einer Sollzeit von 3:50 Stunden und 116 km. Ein Bordbuch mit 22 Fahrtanweisungen sowie 11 Kartenaufgaben standen vor uns. Die erste Kar-tenaufgabe auf einem Parkplatz, eine Kombination aus Chinese, Skizze und Fischgräte auf dem zweiten Parkplatz sowie erneute Chinesenzeichen auf dem dritten Parkplatz waren bereits gefahren, als ich feststellen musste, dass der erste Parkplatz nicht ganz korrekt gelöst war, also zurück, um den Fehler (erfolgreich) zu beheben. Auf dem vierten Parkplatz mit einem Pfeilwurm hatten wir zunächst die erste Einfahrt gewählt, bis auch hier der Chinese für die Einfahrt so gedeutet wurde, dass die zweite Einfahrt gemeint war (die meisten der hier genannten Chi-nesen hatten die dumme Eigenschaft, dass sie nicht nur die Richtung an einem Abzweig vorgaben, sondern zusätzlich noch eine bestimmte Strecke über den
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nächsten Abzweig hinaus beinhalteten). Den Anfang des Lösungsansatzes behielt ich jedoch fälschlicherweise bei, so dass die Reihenfolge des Pfeilwurms nicht mehr der Veranstalterlösung entsprach, die Aufgabe aber lösbar blieb, so dass der Fehler zumindest nicht bemerkt wurde. Danach mussten zweimal Punkte auf dem zweitkürzesten Weg angefahren werden, was sich nicht als problematisch erwies. In Karte 3 mit mehreren Strichen und einem Punkt haben wir nicht auf das ameri-kanische Abbiegen geachtet und uns so einen Fehler eingefangen. Die folgenden Aufgaben führten ohne nennenswerte Aufgabenstellungen zu Karte 6, die u.a. mit 2 Dreiecken und jeweils mehreren Punkten gespickt war. Hier wäre die spätere Erläuterung der Gesamtsiegerin hilfreich gewesen, dass die Punkte nach Pfeilen oder Strichen zwar auf dem zweitkürzesten Weg anzufahren sind, für die Reihen-folge der Aufgabenabarbeitung aber der kürzeste Weg unter Berücksichtigung der sonstigen Aufgabenstellung maßgebend sei. Im am Start ausgegebenen ergän-zenden Fahrerbrief heißt es dazu: „Wenn nicht anders verlangt, ist immer der nächste mögliche Aufgabenteil laut Durchführungsbestimmungen, auf dem mög-lichst kürzesten Weg anzufahren“ und „Wenn vor einem anzufahrenden Punkt kein Punkt der letzte Aufgabenteil war, ist der jetzt zu fahrende Punkt auf dem zweitkürzesten Weg anzufahren“. Da Satz 2 eine Ausnahme zu Satz 1 darstellt, heißt das für mich, dass auch für die Reihenfolge der Aufgabenteile bei den rele-vanten Punkten die zweitkürzeste Strecke als Maßstab anzuwenden ist; eine Aus-legung, die u.a. auch Peter Beckers den ganzen Tag versuchte umzusetzen. Är-gerlich, wenn die Fahrtleiter nicht in der Lage sind, Ihre Aufgabenstellung zu ver-mitteln. An diesen Dreiecken ergab sich zumindest noch eine Lösung, auch wenn diese natürlich nicht dem entsprach, was sich der Fahrtleiter gedacht hatte. Eine geänderte Bundesstraßennummer sollte anschließend als Veranstaltermarkierung erkannt werden (fraglich, da eine Bundesstraße durchaus mehrere B-Nummern haben kann). Im folgenden Verteilerkreis waren drei Aufgabenteile eingezeichnet, wovon ich allerdings einen fehlerhaft als Punkt und nicht als Strich gedeutet habe, was zu weiteren Fehlerpunkten führte. Die BK1 endete hier mit insgesamt 8 Feh-lern.
Auf kleinen Landstraßen ging es zur nächsten Karte, wiederum mit vielen Punkten und Strichen, die natürlich aufgrund der unterschiedlichen Auslegung falsch gelöst wurde. Anschließend wieder eine längere Überführung, die an einer Stelle eine
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Unterführung unter einen Bach aufwies, die sich in Natur als Brücke erwies, also umfahren werden musste. Leider ergab sich durch die Umfahrung eine andere Anfahrt des E-Punktes der Aufgabe, so dass eigentlich eine kleine Streckenergän-zung für den zweitkürzesten Weg erforderlich gewesen wäre, die jedoch trotz lan-gem Suchen nicht gefunden wurde, nach Erläuterung des Fahrtleiters, wo sie zu suchen sei, aber tatsächlich vorhanden war. Der Fehler wäre eigentlich nicht so schlimm gewesen, jedoch fing die folgende Aufgabe am Ende der vorherigen mit einer Fischgräte an und führte insoweit zu keiner Lösung. Also wurde das relevan-te Gebiet nach Kontrollen abgesucht und versucht eine vernünftige Lösung zu fin-den, was auch nach 45 Minuten nicht gelungen war, da der Weg zur Kontrolle 66 nicht schlüssig war. Jedenfalls wurde dann Abbruch der Aufgabe beschlossen, einige Kontrollen notiert und die nächste Aufgabe angesteuert, wobei noch eine Kartenmanipulation übersehen wurde. Ende der Bordkarte 2 mit 4 Fehlern.
Zunächst eine längere Überführung mit 2 Halbpfeilen, wobei ich beim ersten nicht bedacht hatte, dass der Halbpfeil die darunterliegenden Wege nur bis zur Pfeil-spitze sperrt, so dass der darunter liegende Weg anschließend genutzt werden konnte. Am Ende der Überführung hatte eine Bundesstraße erneut eine zweite Nummer. Bei der folgenden Strich-Punkt-Strich-Skizze ergab sich durch die Punkt-Problematik iVm den vorgefundenen Kontrollen trotz langer Standzeiten keine sinnvolle Lösung. Aufgrund des bereits bei der Fischgräte gestiegenen Frustpe-gels erfolgte auch hier eine Auswahl der Kontrollen in einer denkbaren Reihenfol-ge, die jedoch nicht auf einer eindeutigen Bearbeitung basierte, so dass am Ende der Bordkarte 6 Fehler sowie 12 Minuten Karenz zu notieren waren. Mit reichlich Frust ging es zur Mittagspause, wo ein Süppchen mit Brötchen Kraft für den Nachmittag versprach.
Nach dem Essen wurde noch schnell die Beleuchtung im Auto vorbereitet und um 15:25 Uhr ging es auf die zweite Etappe, die 34 Fahrtanweisungen verbunden mit 9 Kartenaufgaben zu bieten hatte und die mit einer Strecke von 121 km in einer Sollzeit von 3:40 abzufahren war. Frohen Mutes ging es los, doch gleich Karte 1 war der Horror: 14 Aufgabenteile, wovon nur die ersten beiden und der letzte nummeriert waren, Striche und Punkte wild durcheinander. Nach etwa einer Stun-de diskutierte ich mit Peter Beckers, dass man sich dumm und dämlich messen
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würde und so auch nur willkürlich eine Reihenfolge hinbekäme. Wie sich später natürlich herausstellte, war unser Lösungsansatz viel zu komplex für diese Aufga-be, brachte den Frustlevel wieder auf Höchstmaß, so dass auch die Konzentration nachließ. Dadurch ignorierte ich die Überlappung zwischen der Fahrtanweisung Ortsende und dem ersten Strich der nächsten Kartenaufgabe sowie eine weitere Kartenmanipulation. Nachdem wieder mehrere Kilometer ohne nennenswerte Auf-gaben gefahren waren, sollten in einem kleinen Ort mehrere Punkte, Striche und Pfeile in die richtige Reihenfolge gebracht werden, was uns auch gelang, jedoch wählten wir zwischen zwei Aufgabenteilen einen Weg durch den Ort, der kürzer ist als der Weg des Veranstalters über die bereits vorher gesehene Wendekontrolle. Warum dies die richtige Lösung ist, hat sich mir nicht erschlossen. In der folgen-den Kartenaufgabe 4 habe ich aufgrund eines Messfehlers die richtige Reihenfol-ge der Punkte hinbekommen, habe aber dafür einen Pfeil zweimal in voller Länge befahren (man war ja nicht mehr so kleinlich). Gleiches gilt in der Karte 5, wo der kürzere Weg über einen einlinigen Weg nicht erkannt wurde und so die Reihenfol-ge durcheinander kam. Zumindest den kleinen einlinigen Weg über einen Schot-terparkplatz nach Aufgabenteil 5 habe ich ausnahmsweise mal gesehen, nicht aber den, der zwischen Karte 5 und 6 das gegenläufige Befahren einer Pfeilspitze hätte verhindern können. In Karte 6 schlug wieder die Punktproblematik verbun-den mit zwei einlinigen Wegen zu, die beide parallel zur dortigen Hauptstraße ver-liefen und vorzugsweise dann zu erkennen sind, wenn man weiß, dass sie da sind. Jedenfalls ergab sich eine komplett andere Reihenfolge der Aufgabenteile und entsprechende Fehler. Zwischenzeitliches Glatteis brachte zudem den Fahrer ein wenig ins Schwitzen. Die vor der DK noch anzufahrenden Parkplätze (teilweise auf Schnee) nach Chinesenzeichen und mit Pfeilen und Punkten wurden fehlerfrei gemeistert. An der DK wurde BK 4 abgegeben, die im Ziel satte 11 Fehler ver-zeichnete.
Das nächste Kartenbild durfte gem. Fahrtauftrag erst 200m nach dem letzten Chi-nesenzeichen angefahren werden, was zu einer (fehlenden) Wendekontrolle führ-te. In Karte 7 schlug wieder die Punktproblematik zu und erhöhte unser Fehlerkon-to weiter. Eine weitere Kartenmanipulation erbrachte eine Überlappung zu Karte 8, die großzügig ignoriert wurde. Eine ellenlange Transportetappe brachte anschlie-ßend nur noch km und auch die abschließende Kartenaufgabe hatte außer km
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nicht mehr viel zu bieten, so dass wir mit 24 Min. Vorzeit an der Ziel-ZK ankamen und unsere BK 5 3 Fehler beinhaltete. Nach kurzer Transportetappe erreichten wir das kath. Pfarrheim in Wolfersweiler, bei dem der kleine Tresen belagert, aber alle Stühle unbesetzt waren. Nach der Versorgung mit Getränken ging es an die Ana-lyse der 1.Etappe, wobei die meisten Fehler (außer die der Punktproblematik) auch nachvollzogen werden konnte. Nachdem der Saal sich gefüllt hatte gab es gegen 20 Uhr auch ein leckeres Kantinenessen, das für einen wohl genährten Magen sorgte. Anschließend ging es mit dem Aushang der zweiten Etappe und der Siegerehrung recht flott, so dass die Nachbearbeitung nicht mehr vervollstän-digt werden konnte. Erleuchtend war jedoch dabei die Aussage der Gesamtsiege-rin zum Lösungsansatz bei den Punkten.
Das Gesamtergebnis brachte 32 Fehler und Platz 5 in der Klasse C. Immerhin belegte das Team Bleeke/Zeuner nur Platz 2, so dass wir mit den beiden die West-OM gemeinsam auf Platz 2 abschließen.
Eine eindeutige Zuordnung der gewerteten Fehler zu den jeweiligen Aufgaben war leider nicht erkennbar, so dass hier geraten werden musste (an 23 abgrenzbaren Aufgabenblöcken wurden 32 Fehler gewertet, die auf ca. 67 Fehlkontrollen zu-rückgeführt wurden). Von den 32 Fehlern entfallen etwa 12 auf die Punktproble-matik, 4 auf Kartenmanipulationen und 3 (oder 4) auf einlinige Wege. Ohne den Frustlevel wegen der Punktproblematik wäre mit Sicherheit auch die Konzentration länger hoch geblieben, so dass durchaus eine TOP-Platzierung möglich gewesen wäre.
Um kurz nach halb Zehn machten wir uns auf den Rückweg, wählten diesmal den Weg über die A60 und die B51 (die Scheibenwischer hatten ähnlich viel zu tun, wie auf dem Hinweg) und waren gegen Viertel vor Zwölf nach insgesamt 17 Stun-den und rund 800 km Fahrt wieder zu Hause.
Fazit:
Hätte man gewusst, wie der Veranstalter die Aufgabenstellung interpretiert, hätte es eine schöne Ori werden können. So bleibt ein fader Beigeschmack, da der Bei-fahrer stundenlang rätselt, warum keine vernünftige Lösung herauskommt und der
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Fahrer allein bei 3 Aufgaben gut 2 Stunden Standzeit hatte. Zudem war der Mix aus komplexen Aufgaben auf kleinstem Raum und ellenlangen Transportetappen ein wenig unharmonisch. Ansonsten war die Fahrt auch mit geringem Personal-einsatz gut durchorganisiert. Ob sich der Aufwand für das relativ kleine Starterfeld lohnt, muss der Veranstalter für sich entscheiden. Allerdings ist bei diesem Zeit- und Kostenaufwand (zumindest für auswärtige Fahrer) m. E. nicht mit einem grö-ßeren Starterfeld zu rechnen.
Der Beitrag wurde am Dienstag, den 1. Dezember 2015 um 12:50 Uhr veröffentlicht und wurde unter Ori abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. Du kannst einen Kommentar schreiben, oder einen Trackback auf deiner Seite einrichten. Einen Kommentar schreiben